August

Ein neuer Monat beginnt und mit dem Beginn von August erscheinen auch dieses Jahr wieder drei neue Gesichter auf der Birk. Ein neuer Jahrgang löst die beiden (nun ehemaligen FÖJler) Kiwi und Johanna ab und übernimmt somit auch den monatlichen Blog hier. Bei den drei neuen Gesichtern handelt es sich um Julia, Lilli und mich. Ich heiße Anna und werde mein Bestes geben, unseren ersten FÖJ-Monat auf der Birk in diesen Zeilen niederzuschreiben :) Bevor ich mich in Erinnerungen an unsere August-Wochen verliere, noch eine kurze Vorstellung meinerseits; Mein Name ist Anna Zink, ich bin vor kurzen 18 geworden und komme ursprünglich aus dem schönen Norderstedt, das direkt im Norden von Hamburg liegt. Dort habe ich die vergangenen Monate vor meinem FÖJ damit verbracht, mein Abitur in den Fächern Bio, Politik und Musik zu bestreiten und, als Ausgleich dazu, sehr viel draußen zu sein. Touren mit dem Fahrrad und Spaziergänge im Wald waren in der Zeit wahre Kraftspender und gehörten zu den Beweggründen, meine Bewerbung für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr abzuschicken. Entscheidend war natürlich auch mein Interesse für Nachhaltigkeit und Ökologische Themen, sowie Umwelt- und Tierschutz. Ich muss sagen, es war (um das mal theatralisch auszudrücken) die beste Entscheidung meines Lebens, mich für das FÖJ in der Geltinger Birk zu bewerben. Schon jetzt nach einem Monat ist dieser Ort zu meinem Zuhause geworden, das ich nicht missen möchte. Es ist so viel passiert, dass ich am liebsten jeden einzelnen Tag in ein Glas füllen und aufbewahren möchte. Schon unsere beiden Ankunfts-Tage waren geprägt von Erlebnissen, die unser Jahr sehr authentisch eingeleitet haben und uns einen Eindruck von dem vermittelten, was uns hier erwarten würde. Julia kam einen Tag vor Lilli und mir aus Baden Württemberg angereist- von ihr hört ihr übrigens im nächsten Monat :) Nachdem wir an jenem Sonntag von Steffi (Stefan Brocke), Üwi (Uwe Schwippert), Kiwi (Paula), und Johanna herzlich in Empfang genommen wurden, ging es für uns erstmals in die Birk auf eine erste Erkundungstour. Während wir drei Neuen vollkommen eingenommen von der Schönheit der Birk waren, erzählten die anderen vier munter über allerlei Wissenswertes zur Birk und warfen hier und dort Informationen und FunFacts dazu. Wie man in nur einem Jahr soooo viel über einen bislang unbekannten Ort lernen kann, wie die beiden, schien zu dem Zeitpunkt unbegreiflich. Die Birk faszinierte uns vom ersten Moment an mit ihren vielen verschiedenen Ecken. Die krummen Eichen, das Einstrombauwerk (aka. Robbeninsel) und Birk-Nack mit dem wunderschönen Rundum-Blick. Innerhalb des kommenden Jahres werden an all diesen Ecken Erinnerungen auf uns warten, und einige haben wir bereits gesammelt. Zum Beispiel die Hilfe beim Bau der Fanganlage von Bunde Wischen e.G., die hier die Flächen gepachtet haben, auf denen die Galloways und Koniks stehen. Diese Fanganlage bildet ein Nadelöhr zwischen den Weideflächen auf der Birk und dient zum Einfangen der Koniks/ Galloways. Diesen Prozess führt man durch, um Medikamente und Wurmkuren zu verabreichen, um die Herde zu dokumentieren, Chips einzusetzen / auszulesen und auch mal um einzelne Tiere herauszunehmen. Nach ca. 15 Jahren ist es nämlich an der Zeit, die Anlage zu erneuern, deren Holz an vielen Stellen schon moderte und von Ameisen bevölkert war. Das hieß also: Pfähle herausreißen und neu setzen, neue Holz-Bohlen anschrauben und Tore befestigen. Auch wenn wir „nur“ als Bauhelfer da waren, verbrachten wir einige Zeit bei der Anlage und sammelten dort unsere ersten Erfahrungen in Sachen körperliche Bau,- und Draußenarbeiten. Es fing damit an, die Erde um die Pfähle herum fest zu stampfen, indem wir die Erde verdichtet haben und somit den Pfahl stabilisierten. Besonders wichtig dabei: nicht so „Hasi-Hasi!“. Diese Arbeitsanforderung bekam ich beim Stampfen meines ersten Pfahles, den ich eher leicht einbuddelte, als ihn zu stabilisieren. Beim ersten Konik wäre er weggebrochen, was fatale Folgen gehabt hätte. So gut wie alles, was wir hier arbeitstechnisch machen, wird von den vier hauptamtlichen Mitarbeitern der Station begleitet, beaufsichtigt und grüüündlich erklärt. Es handelt sich um Thomas, Uwe, Nils und Stefan, die man hier seit langjähriger Tradition mit den Namen Tommi, Üwi, Steffi und Nils anredet, was am Anfang recht ungewohnt war. Aber wie soll ich sagen, man gewöhnt sich dran, (genauso wie an den fantastischen Namen Annatoll, zu dem Steffi sich in einer kreativen Minute entschlossen hat). In der Station geht es morgens meistens mit Kaffee und weißen Schokolinsen los. Die Schokolinsen bringt Üwi ab und an in großen Eimern mit, damit wir sie innerhalb weniger Tage verputzen. Inzwischen hat sich hierfür der Name des „Schüttelerlebnisses“ etabliert, da die Schokolinsen immer aus einer Flasche geschüttelt werden müssen, bevor man sie dann essen kann. Apropos Essen. Wo wir schon dabei sind, lohnt es sich zu erwähnen, dass auch das Mittagessen hier ganz groß geschrieben wird. Wir kriechen beim Mähen durchs Unterholz? Wir sind vertieft in Reparatur-Arbeiten des Brielmaiers? Um 12 Uhr wird alles stehen und liegen gelassen, denn dann heißt es: Mittag. Von Joghurt, bis hin zu Toastbrot aus Plastikbeuteln, und über fancy CouscousSalat ist da alles dabei. Man munkelt, dass schonmal auf einem Anhänger gegrillt wurde…. Genauso munkelt man, dass in unserer WG bereits am dritten Tag ein Glas mit Mandelmus verschwunden ist.. Nach einer Aufräum-Aktion in der Küche, (es war eine von vielen), waren wir verzweifelt auf der Suche nach dem Glas, welches weder in der Waschmaschine, noch im Eisfach aufzufinden war. Um das Mysterium aufzulösen: es befand sich in der Station bei den beiden ehemaligen FÖJlern Johanna und Kiwi, die noch eine Weile mit uns auf der Birk verweilten, um uns drei Neue einzuarbeiten. Johanna verließ uns nach einer Woche, um ihre Reise nach Australien anzutreten, während Paula, die eigentlich Kiwi genannt wird, noch länger mit uns hier auf der Birk bleiben wird! Ich muss sagen, wir waren sehr froh, dass die beiden uns noch in das Leben in Falshöft geleitet haben. Erstens, weil die beiden einfach super sind und wir viele lustige Abende hatten, bei denen einige Geschichten aufgetischt wurden. Nicht selten lagen wir um 23 Uhr vor Lachen unter dem tollen Tisch in unserer WG-Küche und kringelten uns über FÖJ-Erlebnisse der beiden, die wir biiiildlich vor Augen hatten. Und Zweitens, weil die beiden uns vieeeeele Aufgaben mit viel Geduld erklärt haben. Auch wenn wir uns um 23 Uhr noch gekringelt haben, ging es stets um 8 Uhr morgens rüber in die Station, wo wir in den ersten Tagen überwiegend damit zu tun hatten, Verträge auszufüllen und alles kennen zu lernen. Zudem kamen noch Besuche beim Amt und eine Einweisung in den Drucker, der mich mit seiner umwerfenden Farb-Qualität vollkommen überzeugte. All dies wird meistens von türkisenem Süßholz-Tee begleitet. Am ersten Tag hat Kiwi mir diesen Tee in der Station empfohlen und inzwischen wurde er schon unzählige Mal bei Rossmann in Kappeln nachgekauft. Um hier wieder auf die eigentliche Arbeit zurückzukommen. Ein weiteres unserer Projekte hier war der Bau des NSG-Eingangs. Also der Eingang zum Naturschutzgebiet Geltinger Birk, mit einem Schild, das Johanna in langer Arbeit gefräst und angemalt hat. Das Schild steht auf zwei Pfählen, die an einem Tor stehen, das von links nach rechts über den Deichweg ragt. Man könnte meinen, dass so ein Eingang in zwei/drei Tagen fertigwerden kann. Tatsächlich waren wir nach einer Woche noch immer dabei. Wie das sein kann? Man weiß es nicht. Vielleicht lag es daran, dass es eine halbe Ewigkeit gedauert hat, sich mit Spaten und Schaufel durch den festen Deichweg zu buddeln. Es kam uns vor wie endloses Kratzen auf Stein, bis dann irgendwann endlich kleine Mulden zu erkennen waren, in die wir dann die Pfähle setzen konnten. Besonders hilfreich beim Bau waren die Situationen, in denen Steffi Julia und mich anwies, ihm mal „den Bit 578 xzy Art 20 für Doppel-Dreher aus dem grünen Kasten“ zu bringen. Vor allem wenn man dann zum Pick-Up läuft und dort ganze FÜNF grüne Kästen stehen. Also hieß es tief durchatmen und den ganzen Weg zu Steffi zurückzulaufen, um nochmals nachzufragen. Im Großen und Ganzen war die Arbeit an dem Eingangstor aber super. Immer Blick auf den Leuchtturm Falshöft und die Wellen in wenigen Metern Entfernung. In diesen Wellen standen wir auch an jenem Tag, an dem die Erweiterung des Tores angebracht werden musste. Diese befestigten wir in Gestalt eines Seils an Pfosten im Wasser, während wir uns bemühten, in unseren eleganten Wat-Hosen nicht hinzufallen. Dieser Vorgang wurde regelmäßig von einem dramatischen „Och Leeeeeutee“ begleitet. Als der Moment der Fertigstellung nach zwei Wochen endlich kam, fiel uns ein Stein vom Herzen und endlich konnten wir nachts wieder schlafen, ohne schweißgebadet mit Gedanken ans NSGTor aufzuwachen. Wenn wir nicht gerade In Wat-Hosen im Wasser stehen, uns vergeblich am Hobeln versuchen, oder in der Küche am Müsli-Essen sind, sitzen wir wahrscheinlich in der Station hinter dem Tresen und betreuen die Ausstellung. Um den Tresen-Alltag kurz zu umreißen; es tauchen viele Fragen bei Besuchern auf. Wo sind die Pferde? Wo kann man Essen gehen? Wo steht das Eis und wo ist denn das Fleisch? Ein freundliches Lächeln und Geduld ist hier das A und O. Genauso wie eine Beschäftigung für Tage, an denen man sämtliche Wege gefegt, die Küche aufgeräumt und Blog-Einträge geschrieben hat. Obacht ist geboten bei ominösen Anrufen von einem Herrn Glocke, der sich angeblich auf der Toilette eingesperrt hätte… Es könnte sich um Mitglieder der Station handeln. Um besagte Mitglieder handelt es sich unter anderem auch, wenn auf einmal ein Brot durch das offene Küchenfenster hereinfliegt, gefolgt von Studentenfutter und Schokolade. Das Leben hier ist voller unerwarteter Momente! Einmal sind wir Abends wegen ausgebüxter Galloways in die Birk aufgebrochen, die Sonne ging gerade unter und es war der erste Tag mit unseren neuen Arbeitshosen von Engelbert Strauß. Es ging auch alles gut und die beiden Kälber waren schnell wieder in der eingezäunten Fläche bei ihren Müttern. Bei der Gelegenheit haben wir ein paar Äpfel probiert, die dort am Wegrand wachsen und laut Kiwi nach Katjes schmecken sollten.. An zwei Tagen im August waren wir auf Außeneinsätzen in Böxlund an der dänischen Grenze und im Vogelschutzgebiet Oehe/Schleimünde. In Schleimünde waren wir, um uns dort mit Mulcher und Freischneidern an die Kartoffelrose ( lat. Rosa rugosa ) ranzumache.n. Reguläre Besucher kommen an diese Stelle nur mit dem Boot vom Maasholmer Hafen aus, während wir die Strecke durch das NSG fahren durften. In der Pause ging es weiter auf die Lotseninsel und dort gab es dann Pommes! Apropos Pommes: Seit Neuem haben wir in der Station eine geniale 9in1 Heißluftfritteuse, die gewissenhaft eingeweiht wurde. Gemeinsam wurden alle Schritte studiert und genauestens durchgeführt ;) Dann waren wir auch noch in Böxlund, wo wir erstmal hinfahren mussten. Im vollen VW-Bus ging es dann dorthin, wo wir Adlerfarn an einem Hang geknüppelt haben. Es handelt sich dort ebenfalls um ein NSG, eine ehemalige Kiesgrube, die nun zur Heidelandschaft werden soll. Der Adlerfarn überwuchert alles und wird daher von uns eingedämmt. Weil der Hang so steil war, sind wir fast hinuntergekullert. Es ging aber nochmal alles gut! Die Landschaft bestand dort aus weichen Hügeln und Senken, die bei uns Hobbit-Gefühle hervorriefen, sodass der Soundtrack unbedingt ausgepackt werden musste und es eine kleine Hobbit-Einlage gab. Kann man sich nicht ausdenken :) Videos wurden zum Glück gemacht, sodass auf der Rückfahrt aus sämtlichen Mobiltelefonen der Ton dieser Aufnahmen zu hören war. Was auch zu hören war, war ein Rumpeln, welches regelmäßig von Julias Sitz durch den PKW ertönte, weil Steffi bei jeglichen Brems-und Lenkvorgängen dagegenrumste. Anschnaller sind auch eine unnütze Erfindung, solange Julias Sitz Steffi daran hindert, aus der Windschutzscheibe zu fliegen. Man könnte meinen, der August ist nach all diesen Erlebnissen schon längst vorbei. Tatsächlich waren wir zusätzlich noch für fünf Tage auf FÖJ-Seminar in Plön auf dem Koppelsberg. Über den Koppelsberg läuft die Koordinierung des ökologischen Freiwilligendienstes und somit wurden dort zum ersten Einführungsseminar alle FÖJler Schleswig Holsteins zusammengebracht. Insgesamt besteht unser Jahrgang aus ca. 180 Leuten, die je nach Lage ihrer Einsatzstelle in sechs Gruppen aufgeteilt werden. Wir drei aus der Birk gehören zur „roten Gruppe“, die aus ca. 30 Mitgliedern besteht, mit denen wir uns auch ziemlich gut verstehen :) (Okay Leute, wer mag Bratlinge aus Grünkernschrot? Gruppe Rot! ) Dies ist unser Gruppenruf, vielleicht liest ja jemand aus unserer Truppe gerade den Eintrag und hat kräftig mitgerufen, davon gehe ich mal stark aus! Die Tage auf Seminar waren sehr turbulent mit mehr als 200 Leuten, inklusive den ehrenamtlichen HelferInnen, die uns durch die Tage geleitet haben. Wir hatten lustige Spielabende und verschiedene Workshops, zu denen man sich anmelden konnte. Im Oktober ist dann das nächste Seminar in der Klööndel (das ist ein Ort in der Nähe von Schleswig), und wir sind bereits sehr gespannt. Gerade habe ich die 2000 Wörter geknackt und könnte nochmal so viel über den August schreiben, weil einfach so so viel passiert ist. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Unser erster Monat ist hiermit niedergeschrieben und im Blog verewigt, so schnell verfliegt die Zeit! Jetzt ist der September schon halb rum und ich schwelge noch immer in August Erinnerungen, während ich diesen Eintrag (während des Tresendienstes) verfasse. Der August war wahnsinnig toll (Julia, Kiwi, Lilli, Johanna und die Jungs natürlich auch) und ich bin ganz gespannt, wie die nächsten Wochen werden, vor allem was die Möweninsel angeht. Aber dazu steht dann was in den nächsten Einträgen. Schauen wir mal was wird :