Juni

Unterarme wie Popey - von Julia 

Der Juni begann und pünktlich reiste ich von meinen zwei Wochen Urlaub am Mittelmeer mit meiner Familie zurück an die Ostsee. 

Und direkt ging es auch weiter mit der Arbeit am Bohlenweg, den die anderen in der vorherigen Woche begonnen hatten. Leider mussten wir auf Üwi verzichten, weil er sich zuhause beim Heckeschneiden in den Finger geschnitten hatte (der Finger ist zum Glück drangeblieben!). Dafür wurden wir in der Woche von Lea, einer Trainee der Stiftung, unterstützt. Anna und Lea bauten die alten Bohlen ab, Tommi und Steffi sagten die Latten, die den Bohlenweg trugen, zurecht, und Lilli und ich nagelten die neuen Bohlen auf die neuen Latten. Es fühlt sich schon cool an, wenn man merkt, wie viel mehr Kraft man in den Armen hat, als vor einem dreiviertel Jahr und Dinge wie lang andauerndes Krampen-Einhämmern  kaum noch schwerfallen.

Dabei stellten wir sogar einen neuen Rekord auf. Ganze 50m schafften wir an diesem Tag!

Wir verarbeiteten so viele Bohlen, dass am nächsten Tag erstmal neue Bohlen zurechtgeschnitten werden mussten. Das bedeutete: das erste Mal mit der Tischkreissäge arbeiten!

Und in dem Arbeitstempo wie am Tag zuvor ging es dann wieder weiter in Langballig. Als die letzte Bohle angenagelt war, musste noch ein Gitter über die Bohlen befestigt werden. Dafür hatten wir einen ziemlich coolen Krampen-Tacker, mit dem ich die Krampen in die Bohlen schoss. Pam Pam Pam!

 

Weil wir uns unsere Freunde aus der Seminargruppe bestens ausgesucht haben, wohnen alle auf entweder Inseln oder Schiffen. Trotzdem schafften wir es aber uns einigermaßen regelmäßig übers Jahr verteilt mit allen zu treffen. Im Juni fuhren wir also für ein Wochenende nach Helgoland. Die Überfahrt verlief zum Glück ohne Zwischenkotzer unsererseits. Die Insel ist einfach noch kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte. Trotz Regen schafften wir es alles zu sehen, was es zu sehen gibt, also: Robben, die lange Anna, den Leuchtturm, Basstölpel, Trottellummen, Ober-, Mittel und Unterland, die Bunker Ausstellung, die Düne und zahlreiche Cafes. 

Auch, wenn wir die lange Anna nur mit vom Regen und Wind zusammengekniffenen Augen sahen. Aber schön ist es auf Helgoland trotzdem, und es gibt wahrscheinlich nicht viele Orte auf der Welt, auf denen man zu allen Himmelsrichtungen Meerblick hat und sich ganz abgeschottet von der Welt und ihren Problemen fühlt. Außerdem ist der Wind dort ziemlich heftig!

 

Nach unserem kurzen Helgoland-Ausflug ging es an der Station weiter mit einem etwas verspäteten Frühjahrsputz. Wir mähten unsere Werkhalle frei, die schon etwas eingewachsen war. Ich konnte das erste Mal in diesem Jahr wieder freischneidern (ich hatte es echt vermisst, ein halbes Jahr Entzug war definitiv zu lang). Beim Mähen der NET-Wiese leistete unser AS-Mäher außerdem seinen letzten Dienst und tat dies auch besonders laut und grölend und rauchig. Dabei hatte ich mich endlich mit ihm vertragen, nachdem er bei mir zu Beginn des FÖJs ständig gebockt hat. Ein bisschen weh tat es also schon im Katalog nach einem Ersatzmotor zu suchen.

 

Nachdem im Mai eine letzte Lehmschicht auf dem Deich bei Falshöft angebracht worden war, versuchten wir oder besser gesagt Tommi und Üwi (der zu dem Zeitpunkt wieder mitarbeiten konnte!) die Dachinnenseite zur Birk mit Regiosaat zu begrünen. Es handelte sich dabei um die Reste der Regiosaat für die Möweninsel, es war also nicht sonderlich viel übrig. Aber tatsächlich schimmert mittlerweile ein grüner Streifen aus der Lehmschicht hervor! 

Der Rest von uns (also Steffi, Lilli, Anna und ich) erneuerte währenddessen die andere Seite des Starketts am Krötenweg. Aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht, dass die erste Seite von uns im Oktober erneuert wurde. Es war also sehr zufriedenstellend, als dieses Projekt endlich fertiggestellt werden konnte.

 

In der nächsten Woche stand dann schon das letzte FÖJ-Seminar an, es war wirklich richtig schön und sonnig und viel zu kurz und echt schade, dass es schon das letzte Seminar war… Um das Seminar und seine lustigsten Momente in wenigen Stichpunkten zusammenzufassen, würde ich mich von Lillis Seminar-Zusammenfass-Schreibstil inspirieren lassen ;) :

 

● Es kann passieren, dass eine Gruppe von 18-27 jährigen plötzlich beginnt sich beim Essen mit Wassermelonenkernen zu bespucken
● Piano Man lässt sich wunderbar zu sechst allein am Strand dem Sonnenuntergang hinterher grölen
● Westerland ist hässlich
● Die Suche nach einem Edeka kann zu schwer verkraftbarem Vertrauensbruch führen
● Robbensichtungen bei Robben-Führungen werden überbewertet
● Ankerbojen und ertrinkende Personen sehen sich sehr ähnlich, aber der Invasive Arten-Workshop wird trotzdem durchgezogen
● Der FÖJ-Tanz wirkt auf Außenstehende wahrscheinlich etwas sektenartig
● Techno und Volleyball ergänzen sich bestens

 

Von Sylt zurück, wurden wir hier von Lucie, einer anderen Trainee der Stiftung, empfangen. Mit ihr nahmen wir uns den Wanderweg zur NABU-Hütte vor, der auch freigeschnitten werden musste. Außerdem schnitten wir die Hecke an der Station und wurden mit Eis und Kuchen nur so überschüttet. Vielleicht sollten wir die Hecke öfter schneiden… 

 

Der Juni war außerdem gefüllt mit allen möglichen spannenden Ereignissen außerhalb der Arbeitszeit: Wir begleiteten Üwi und die Wildtierrettung und flogen bei Sonnenaufgang Koppeln mit einer Drohne ab, um Kitze oder Vogelnester ausfindig zu machen und vor Mähwerken zu bewahren. Nils halfen wir beim Schafescheren und lockten (wobei schoben trifft es besser) die Schafe zum Schäfer. Außerdem durften wir bei einer Kontrollfahrt des Seenotretter Boots "Ursula Dettmann” mitfahren und jede von uns sogar einmal selber eine Boje so ansteuern, als wäre sie eine zu rettende Person.

Zusätzlich unternehmen wir mit “Frodo” (Üwis Motorboot) eine kleine Fahrt zum Leuchtturm auf Kalkgrund, schwammen in der Ostsee und ließen den Abend schließlich mit rotem Sonnenuntergang am Hafen ausklingen.

 

Ach, und beinahe hätte ich die Kröten vergessen. Die sind im Juni um einiges gewachsen, wurden zwischenzeitlich von Lucie liebevoll versorgt, als Anna zuhause war. Und schließlich wurden die ersten ausgesetzt. Seitdem geht es auch wirklich eng getaktet regelmäßig mit ca. 40 neuen Tierchen nach Stausmark, um sie dort in der Nähe von einem Teich in die weite Welt zu entlassen.

 

Mittlerweile sind ein paar Monate vergangen. Ursprünglich war mein Plan gewesen, diesen Blogeintrag noch vor dem Ende unseres FÖJs hochzuladen, aber dann war der Juli nur so überfüllt mit Dingen, die wir unbedingt noch tun wollten und dann kamen auch schon die Neuen, die wir noch ein paar Tage eingearbeitet haben und das war auch so spannend und dann war der Juni-Blogeintrag immer noch nicht hochgeladen. Naja. Jetzt schreibe ich die letzten Zeilen aus Süddeutschland bei fast 30 Grad und würde gerade nur zu gerne in die Ostsee springen. 

 

Für mich geht es jetzt nach dem FÖJ insofern weiter, dass ich erstmal wieder zuhause bin und nächstes Jahr anfange Medizin zu studieren.

 

Letzte Worte sind immer so überfordernd und ich will auch gar nicht zu kitschig werden, deswegen versuche ich mich kurz zu fassen mit meiner Verabschiedung vom Blog. 

Eigentlich kann ich nichts anderes sagen als, dass es ein super aufregendes Jahr war und dass ich echt dankbar dafür bin, was wir alles ausprobieren durften.

 

Es hat auch immer Spaß gemacht, von unserem chaotischen Alltag im Blog zu berichten und dabei alles Revue passieren zu lassen.

Macht’s gut!