April

Die Zeit vergeht wie im Fluge in der Birk und deswegen ist es nun schon Ende Mai als ich anfange, den Blogeintrag für April zu schreiben. Achso, „Ich“ das ist diesen Monat Lilli😊, ja moooiin an alle, die diesen Blogeintrag gerade lesen.

Der April begann für uns alle drei getrennt. Während Julia in Falshöft Besuch von ihrer Familie bei norddeutschem Schmuddel-April-Wetter bekam, fuhren Anna und ich jeweils separat mit unseren Familien nach Dänemark. Wieder in Falshöft, genossen wir das eintretende Frühlingswetter mit Büchern, Nudelsalat, vielen Gnitzen, einem vorbeischwimmenden Schweinswal und herrlichen Sonnenuntergängen am Strand.

Mit dem Frühling beginnt auch die Saison der Fohlengeburten. Bei einer OKF für einen Predatorenzaun, den wir im Zentrum der Birk aufbauen sollten, trafen wir nicht nur auf Gilbert und Familiemitsamt eingesammeltem Forschungsballon, sondern auch auf zwei am Wochenende geborene Fohlen. Inzwischen (also Ende Mai) tobt eine süße Fohlenbande durch die Herde und von der anfänglichen Erschöpfung und Überforderung mit der Welt außerhalb des Mutterleibs ist den Fohlen nichts mehr anzumerken.Achso, kleiner Fun Fact am Rande: wir hatten Gilbert mit Familie erst aus der Ferne für Touris gehalten, die mitten in der Birk einen Drachen steigen lassen wollten. So liefen wir also bereit zum Anmeckern hin, um zu merken „Ist ja nur Gilbert“.

Bei dem schon erwähnten Predatorenzaun hatten wir auch unseren ersten Freischneidereinsatz in 2024! Die in der Birk aufgestellten Predatorenzäune sollen Vögeln einen sicheren, vor Raubtieren geschützten, Ort für ihr Gelege bieten. Deshalb mähten wir dann also zuerst die Zauntrasse frei, um dann an einem anderen Tag im strömenden Regen den Zaun aufzustellen. Der Trecker war an diesem Tag auch noch mehr als sonst unser bester Freund, weil wir so einerseits das ganze Zaunmaterial direkt zum Einsatzort durch die nasse Fläche fahren konnten. Andererseits kam der Trecker uns in seiner glänzend deutz-grünen Rüstung zur Rettung, als wir den Pick-Up nach einer Kontrolle des Zaunes bei Birk Nack volle Kanne festgefahren hatten. Apropos nasse Fläche, die Birk ist ja inzwischen wieder gut abgetrocknet. Es ist aber immer noch nicht so trocken wie vor der Sturmflut und auch die Struktur der Fläche hat sich verändert (also die Gräben, feuchteSenken und Überfahrten). Als ich mit Üwi also mit dem Trecker zum Zaunaufbauort fuhr, murmelte Üwi auf dem Beifahrersitz, durchgeschüttelt von den Schlaglöchern, die ganze Zeit mantraartig Nicht anhalten! Nicht anhalten! Im Nachhinein haben wir dann gemerkt, dass die Fläche trockener war, als gedacht 😊. Aber lieber so als andersrum, denn mit festgefahrenem Trecker rausgezogen werden zu müssen, ist ja bekanntlich höchst unangenehm (@Hanne und @Üwi, ihr wisst glaube ich, was ich meine, und ja ich weiß, Gilbert meinte, man könnte da durch fahren.. 😉)

Anfang April hatten wir auch noch tatkräftige Unterstützung von einem Praktikanten, der unter anderem lernte, dass man in der Station nur mit Vorsicht auf Wetten eingehen sollte und dass der Wetteinsatz von Currywurst-Pommes in der eingeforderten Menge höchst flexibel ist😉.

Nachdem nun die Predatorenzäune aufgebaut waren, beschäftigten wir uns mit bisher liegen gebliebenen Aufräumarbeiten in der Birk und anderen Kleinigkeiten. Am Aussichtsturm kämpften wir mit einem Mikadowirrwarr an Pfählen und Treibsel; außerdem bereiteten wir den Rahmen für ein neues Brutfloss für das NSG Holnis vor. Die Brutflösse bestehen aus Ponton-Elementen. Damit diese als Brutfloss funktionieren, braucht es aber noch einen zu den Außenseiten angeschrägten Rahmen, damit Predatorennicht auf das Floss klettern können und damit das Füllmaterial auf dem Floss bleibt. Im Zuge dessen durfte ich auch das erste Mal mit der Handkreissäge und der fancy Kap- und Gärungssäge arbeiten. Nach dieser sehr zerstückelten Arbeitswoche, die einerseits wie beschrieben überraschend produktiv war, andererseits aber auch aus viel Kaffee trinken und im Fotoarchiv stöbern bestand, folgte nun unser lang ersehntes Segelseminar.

Am Sonntag war Anreisetag. Unsere Anreise bestand dieses Seminar aus circa 20min Fahrt, da wir nur bis zum Hafen in Kappeln fahren mussten. Wir wurden außerdem sehr komfortabel geshuttelt von Üwi. Auf dem Boot, der wunderschönen Amazone , stellten wir dann direkt fest, dass wir ins 8er Zimmer mussten. Vorher im Auto noch darüber gescherzt, war nun der „worst case“ eingetreten. Anstatt einer mitfühlenden Antwort auf unsere Nachricht „Rate, wer im 8er Zimmer schlafen muss“ kam von Üwi nur die überraschend sassy Antwort „Ich auf jeden Fall nicht“- vielen Dank auch 😉Unsere Zimmergenoss*innen waren aber ein absoluter Glücksgriff und machten das Ganze zu der perfekten Piraten-Kajüten-Erfahrung - Grüße gehen an dieser Stelle raus an Lilith, Ida und Linus! Mit denen checkten wir am Abend dann noch die Tanke in Kappeln aus, wo wir uns maximal überteuerte Snacks kauften, weil wir aus unerfindlichen Gründen keine eingepackt hatten..

Am nächsten Morgen ging das Segeln dann so richtig los. Wir hatten es geschafft uns in die Vorsegelgruppe einzuteilen und so befanden sich für die nächsten 5 Tage Fock, Klüver und Jager (die drei Vorsegel) in unserer Verantwortung. Es gab noch zwei weitere Gruppen, die sich jeweils das Groß- und Besansegel kümmerten. Beim ersten Segel setzen lernten wir dann direkt die Begriffe und Abläufe. Um das Segel zu setzen, musste eine den Niederholer nachlassen, während mindestens zwei andere am Fall zogen, um so das Segel hochzuziehen. Beim Segel bergen war es dann dementsprechend anders rum. Mithilfe des Schotskonnte man außerdem die Segeleinstellung ändern, also das Segel dichter holen oder fieren, also „weiter stellen“. Das coole daran die Vorsegel setzen zu dürfen, war nicht nur die Tatsache, dass wir uns um drei! Segeln kümmerten, sondern auch, dass es regelmäßig erforderlich war, in das Klüvernetz, also das Netz, was beim Bug unter dem Baum verläuft, zu klettern, um die Segel ein- oder auszupacken. Einmal mussten Julia und ich auch während der Fahrt ins Klüvernetz klettern, weil wir aufgrund des plötzlich aufgefrischten Windes Klüver und Jager runternehmen mussten. Daraufhin flatterten beide Segel seitlich am Boot. Wir sind dann bei voller Fahrt rausgeklettert und haben die Segel an den Baum rangezogen und festgebunden. Und ja, dass war genauso cool, wie es sich anhört 😉.

Wenn die Segel dann oben waren, genossen wir entweder die Atmosphäre oder hatten Workshops. Folgendes ist in Erinnerung geblieben:

• Es gibt viele Wolkenarten, die Regen anzeigen, aber wenig, die Sonne ankündigen
• Piratenmusik (z.B. von Fluch der Karibik) ballert mies, wenn man wirklich auf einem Segelschiff unterwegs ist (Haukeee nickt zustimmend)
• Uno-Regeln sind nicht verwirrend, sondern diskutabel
• Kreuzpeilung mit einem Kompass auf einem Stahlschiff führt zu überraschenden Ergebnissen (zum Glück hatte die Amazone auch GPS😉)
• Nachtwanderungen mit Windlichtern sind nicht nur was für Kindergartenkinder
• Hafentoilettentouren führen zu unerwarteten deeptalks
• Evtl wurde sogar ein Schweinswal gesehen (Sichtung unbestätigt)
• Trotz Hüpfverbot wurde sehr viel getanzt
• Julia und ich haben eventuell den Feueralarm beim Kochen ein bisschen ausgelöst 

Achso, vielleicht ist es noch interessant, zu erzählen, wo wir lang gesegelt sind. Wir sind ja wie gesagt in Kappeln gestartet. Am ersten Tag ging es für uns nach Marstalauf Æro, dann nach Faaborg auf Fyn mit einem Zwischenstop auf Avernakø, weiter nach Lyø und anschließend wieder in die Schlei, wo wir zuerst zum Kuchenessen in einer Bucht neben einem blühenden Rapsfeld ankerten und dann die Nacht im Hafen in Maasholm verbrachten. Die Seminarwoche war wunderschön und wir waren auch echt traurig, dass es schon so schnell vorbei war.

In der darauffolgenden Woche ging der Stationsalltag dann wieder direkt mit voller Wucht weiter. Zum wiederholten Male fuhren wir den Wanderweg ab, um aufzuräumen. Man würde sich wundern, wie viele Kleinigkeiten mit mehr oder wenig großer Wichtigkeit man noch aufräumen kann. So hatten wir es uns an einem Tag u.a. zur Aufgabe gemacht, die im Sand eingeschwemmten Reste des NSG-Tors zu bergen. Wir hatten nämlich auch die Hoffnung, dass vielleicht ja das schicke Geltinger-Birk-Schild noch an den Resten hängt. Und der Plan ging zum Teil auf. Das Schild hing zwar noch an den Zaunresten, doch beim Rausziehen ist es leider zerbrochen. Nun hatten wir uns also einen weiteren Punkt zu unserer To Do Liste hinzugefügt, nämlich die rausgezogenen Zaunelemente zerlegen und abtransportieren. Naja, wer keine Arbeit hat, macht sich welche 😉

Am Abend des nächsten Tages konnte ich auch noch einen großen Punkt meiner FÖJ-Bucketlist abhaken und zwar bei einer Fohlengeburt dabei zu sein. Eigentlich wollte ich nur mal eben schnell den Tracker wechseln. Dementsprechend dünn in Regenjacke, Gummistiefeln und Jogginghose war ich angezogen, als ich dann bei 5 Grad, Wind und Regen 1,5h neben der fohlenden Amanda stand. Und obwohl ich mir fast den Arsch abgefroren habe, wird mir dieses Erlebnis als soo schön in Erinnerung bleiben! Es war einfach atemberaubend zu sehen, wie dieses kleine Wesen auf die Welt plumpst und seine Mama und den Rest der Herde kennenlernt!

Dass Rosa Rugosa, auch Kartoffelrose genannt, ein großes Problem durch seine Invasivität darstellt, wurde ja in diesem Blog, glaube ich, schon mal erwähnt. Am 24.04. sagten wir ihr also mit einer Klasse von dem Gymnasium in Kappeln, zumindest im kleinen Stil, den Kampf an. Wir befreiten die Strandwälle so gut es ging von den vielen Wurzelstücken und Trieben, die durch die Sturmflut nur noch mehr verteilt worden waren. Außerdem stand an dem Tag noch das erste Mal Umwelt-AG mit der Geltinger Grundschule an. Zusammen mit den Kindern und Ferngläsern bewaffnet, erkundeten wir die Birk und fuhren dann im Trecker Hänger zurück.

So, jetzt ist der April schon fast um. Ein weiteres Highlight (wenn man es so nennen kann..) war der drölfzigtausendste Arbeitseinsatz auf der Möweninsel. Um die Insel vor Erosion zu schützen, sollten wir dort nämlich Regiosaat aussäen. Aber weil die Möwenscheissdrecksinsel schon eh viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt, als sie verdient, will ich hier gar nicht weiter auf die Aussaataktion eingehen. Es war eh unspektakulärer, als man denken würde, wir sind halt Saat verteilend über die Insel spaziert. Eine Sache, die aber noch erwähnenswert ist, ist der coole Ladekran, der auf einem Pickup der Stadt Schleswig montiert war. Man munkelt, dass Tommi und ich ihn höchst unauffällig in Augenschein genommen haben, während Julia und Üwi fast den guten Kaffee vor Lachen ausgespuckt haben. Ja, was sollen wir denn machen?!?! 😉

Der April endete mit den ersten Naturerlebnistags-Vorbereitungen. Am 30.04. machten Julia und ich uns auf für einen kleine Roadtrip durch die Region, um die Flyer für den NET zu verteilen. Und da Google Maps uns oft über die hübschen, schlängeligen Seitenstraßen lotse, um unsere Flyerabgabeorte bestmöglich zu verbinden, kam sogar ein bisschen Urlaubsfeeling auf. Und das ist auch schon der Punkt an dem ich das Wort an Anna übergebe, die euch ganz bald von dem NET und restlichen Mai berichten wird.