Obwohl es hier noch ziemlich kalt ist und die Felder morgens immer wieder vor Frost glitzern liegt schon dieses gewisse Etwas in der Luft, dass den Frühling ankündigt. Besonders während der letzten Woche sind die Wegesränder und kleinen Grünflächen in Gärten, unter Hecken und auf Straßeninseln förmlich explodiert und haben massenweise Schneeglöckchen und Krokusse ausgespuckt. Wenn wir zur Arbeit fahren kommen wir schon jetzt, wo die Bäume noch kahl sind an richtigen Blümchenwiesen vorbei und obwohl wir im Februar sehr viel Nebel und ab und an auch Regen hatten, gab es einige klare Tage, an denen die Sonne ohne jedes noch so kleine Wölkchen am Himmel thronte. Kurzum: Der Frühling liegt in der Luft. Aber fangen wir erstmal von vorne an…
Zu Beginn des Monat, kurz nach der dritten Seminarwoche in Borgwedel hatten wir an der Schleimündung zu tun und arbeiteten mit Lisa und Felix aus unserer Seminargruppe zusammen, die gemeinsam mit der BFDlerin Maya, die uns ebenfalls tatkräftig unterstütze, im Naturerlebniszentrum Maasholm arbeiten. Vor dem Feriendorf Olpenitz, das dem Naturerlebniszentrum auf der anderen Seite der Schlei (ein Meeresarm der Ostsee, welcher Angeln und Schwansen trennt) gegenüberliegt, befreiten wir mit Freischneidern eine große Fläche von der allseits berühmt berüchtigten, fiesen Kartoffelrose, mit der wir bereits im August auf der Birk gekämpft hatten. Die Kartoffelrose ist - wenn auch hübsch - eine invasive Art, die seltenere heimische Arten verdrängt und ganze Flächen so überwuchern kann, dass in ihrem Schatten kaum andere Pflanzen gedeihen können. Neben dem Abmähen der Kartoffelrose zogen wir mit dem Traktor außerdem Weiden aus dem Boden mit dem Ziel die Fläche offen zu halten und vor dem Verbuschen zu bewahren, da auch das Gebiet um die Schleimündung, von vielen Vögeln besucht wird. Das Gestrüpp würde Prädatoren wie Fuchs oder Marderhund Deckung bieten um sich an die Vögel anzuschleichen, was zugunsten eines hohen Bruterfolges verhindert werden soll. Außerdem reichert das Material, welches von den buschigen Pflanzen auf den Boden fällt diesen nach und nach mit Nährstoffen an wodurch das Wachstum konkurrenzstarker Pflanzen, die gut auf nährstoffreichem Boden wachsen gefördert würde. Diese würden die konkurrenzschwachen Pflanzen, die auch auf nährstoffarmem Boden gedeihen, verdrängen. Um dies zu verhindern und die biotopspezifischen Pflanzen zu fördern soll der Boden ausgemagert werden. Die Kartoffelrose trugen wir zu Haufen zusammen, die wir anschließend mit den Forken auf unseren Anhänger luden. Bei dieser Aktion durfte ich auf dem Anhänger einen Stepptanz aufführen um die Kartoffelrosenzweige so zusammenzupressen, dass möglichst viel auf den Anhänger passte. Bei gefühlter Windstärke 10, die einem (entschuldigt den Ausruck) sogar den Schnodder aus der Nase wehte, gestaltete sich das nicht ganz so einfach, aber ich kann stolz berichten, dass ich mir nichts gebrochen habe :D
Am ersten Samstag des Monats hatte ich mich mit Lisa und Holger von der NABU Ortsgruppe zu einer Fossilienführung verabredet. Holger hat eine riesige private Sammlung und weiß einiges zu dieser Thematik zu erzählen. Unser Plan war uns zunächst bei Holger zu treffen, uns ein paar Stücke aus seiner Sammlung anzusehen und anschließend an den Strand zu gehen um selbst nach Fossilien Ausschau zu halten. Bereits bei den Moostierchen und deren Behausungen, mit denen es losging, stellten wir allerdings so viele Fragen, die auch bei den anderen Themen nicht weniger wurden, dass wir den ganzen Vormittag damit verbrachten uns mit Versteinerten Ausgüssen von Seeigelschalen, Seesternen, Ammoniten, Trilobiten aus dem Kambrium und Mammutknochen auseinanderzusetzen und beschlossen, die Strandaktion als einen separaten zweiten Teil zu veranstalten. Holgers Sammlung ist so umfangreich, dass wir nicht nur eine große Kiste mit verschiedensten Fossilien zu sehen bekamen, sondern im Anschluss auch zwei komplette Ausstellungsräume, die er in seinem Haus den Fossilien und Knochen gewidmet hatte. Noch nie habe ich so viele Fossilien auf einem Haufen gesehen. Allein an Donnerkeilen, die man hier nur ab und zu an den Stränden findet stand bei Holger eine riesen Glasvase herum, die bis an den obersten Rand vollgehäuft war. Besonderes Highlight war der Zahn eines urzeitlichen Riesenhais, des Megalodons, den ich in der Hand halten konnte. Auf dem Bild unten könnt ihr sehen, dass das Teil ein richtiger Brocken war.
Zurück in die Arbeitswelt: Das Faschinenprojekt aus letztem Monat ist noch nicht abgeschlossen und begleitet uns weiter bei schlechtem Wetter. So standen wir diesen Monat bereits einmal neben einem riesigen Nadelholzhaufen in der Werkhalle Gammeldamm und banden Faschinen während von draußen der Hagel gegen das geschlossene Hallentor donnerte. Mit ordentlich Musik produzierten wir eine Faschine nach der anderen, die wir vor das Tor stapelten, bis uns der Haufen wieder entgegen kam. Ups. Außerdem nutzten wir den Februar um in die Tannenplantage unseres Stationsleiters Nils zu fahren, wo wir mit Motorsägen und Waldteufeln (überdimensionale Gartenscheren) Bäume fällten und entasteten. Die Tannenzweige stapelten wir anschließend zu mehreren Haufen und holen sie ab, sobald wir das Material, das in Gammeldamm gelagert ist, für die Faschinen aufgebraucht haben. Bis dahin fallen hoffentlich auch die Nadeln der frischen Zweigen ab, sodass wir das Material verarbeiten können, ohne dass sich im Anschluss alles wieder lockert wenn die Nadeln erst nach dem Binden abfallen.
Eine besonders spannende Aktion diesen Monat waren unsere Mäharbeiten am Rickelsbüller Koog an der Westküste. Im Gebiet dort hatten wir große Brutinseln zu mähen und hatten dafür eine Menge eingepackt. Stargast der Aktion war das Arbeitsfloß mit angebautem Außenbordmotor, das uns mitsamt Brielmaier, Freischneider und Co über die Wasserfläche auf die Inseln brachte. Das hört sich noch einfacher an als es war, denn um zu den Inseln zu gelangen mussten wir erst einmal deren Schilfgürtel durchdringen. Versucht mal mit einem Floß, dass aus dicken Kunststoffkanistern besteht, die eine schön breite Widerstandsfläche bieten, durch Schilf zu fahren. Kann ich nicht empfehlen. Da die Jungs jedoch echte Profis sind wurden Steffi und ich vorsorglich mit dem Alu-Boot, dass wir ebenfalls mitgebracht hatten, als Vorhut ausgesendet und paddelten damit zur ersten Insel, um eine Schneise im Schilfgürtel frei zu mähen. Das half zwar, aber das Schilf zog sich so tief ins Wasser, das Steffi selbst mit Wathose nicht alles Schilf aus dem Weg räumen konnte und wir uns mit dem Floß immer noch etwas durchschlagen mussten. Wir waren jedoch erfolgreich und gingen an Land, wo wir auch gleich begannen die Insel mit sämtlichen mitgebrachten Mähgerätschaften zu bearbeiten, während uns Michael, bei dem ich im November meinen Kettensägenschein nachholen konnte, Gesellschaft leistete. Mit den Freischneidern am Inselsaum und dem Brielmaier in der Inselmitte funktionierte es ganz gut und der trockene Teil der Insel war schnell gemäht. Außerhalb der Reichweite der Freischneider stand jedoch im Wasser immer noch so viel Schilf, dass die Insel von außen aussah wie ungemäht. Den Vögeln, die eigentlich auf der Insel rasten und brüten sollen ist es nicht ganz geheuer von so einem Wall umgeben zu sein, in dessen Schutz sich eventuell Feinde anschleichen könnten, deshalb wurden interessante Strategien entwickelt, um auch den Schilfgürtel der Wasseroberfläche gleich zu machen: Zuerst stakte Samuel aus unserer Seminargruppe, der sein FÖJ u.a. am Rickelsbüller Koog macht und uns am zweiten Tag auf den Brutinseln unterstütze, gemeinsam mit Üwi das Arbeitsfloß am Inselsaum entlang, während Tommi vom Floß aus mit der Heckenschere arbeitete und im Fahren das Schilf davor mähte. So wurde immerhin eine Seite der Insel vom Saum befreit. Später wurde jedoch eine weniger aufwändige und dafür umso lustigere Methode entwickelt, bei der Üwi Tommi wortwörtlich an die Leine nehmen musste. Mit einem Schlaufengurt als Sicherheitsleine wagte sich Tommi teils bis zu den Knien im Wasser in das unübersichtliche Gebiet am Inselsaum und mähte dort mit der Heckenschere weiter Schilf, während Üwi auf festem Boden stand, jederzeit bereit einen versinkenden Tommi wieder an Land zu ziehen. Zum Glück trat dieser Fall nicht ein und beide saßen am Ende des Tages wieder trocken im Stationsbus.
Nach zwei langen Tagen am Rickelsbüller Koog fuhren wir am dritten Tag Westküste zum Beltringharder Koog, wo wir an einem einzigen Nachmittag zu viert knappe fünf Hektar Schilf mähten. Mit dem Brielmaier im dritten Gang, einem zweiten Mäher mit Mähbalken und zwei Freischneidern ackerten wir bis in den späten Nachmittag und waren danach so erschöpft, dass wir erstmal eine kleine Stöhn- und Kaffepause einlegten, bevor wir uns auf den Weg nach Hause machten. Als ich mich halb im Bus liegend meiner unermesslichen Erschöpfung hingeben wollte wurde mir sehr feinfühlig von Steffi mitgeteilt ich solle bitte draußen sterben. Das wird ein Nachspiel haben Steffi!
Nach der Woche, die wir größtenteils an der Westküste verbracht hatten ging es gleich weiter mit Mähen. Glücklicherweise mussten wir dieses mal nur eine statt zwei Stunden zu unserem Arbeitsplatz fahren. Das neue Projekt bestand darin in Reesholm an der Schlei ehemalige Entwässerungsgräben, die sich durch die Schilfbewachsene Fläche zogen, bestmöglich frei zu mähen, sodass die Galloways, die auf der Fläche weiden sollen diese leichter überqueren können. Warum es zum Überqueren so wichtig ist, dass das Schilf um und auf den Gräben verschwindet bekamen wir sogar selbst zu spüren. Die erste Herausforderung bestand nämlich darin die Gräben überhaupt zu finden. Da diese nichtmehr in Benutzung sind verlanden sie nach und nach und auf einigen hat sich bereits eine Schicht aus Gräsern gebildet, die sich über den ganzen Graben zieht. Darunter befindet sich jedoch noch das Wasser, das im Graben steht und wenn man nicht aufpasst bricht man durch den Schwimmrasen und steckt im teils ziemlich tiefen Graben. Zu Beginn fanden wir den ersten Graben, in dem wir auf einmal darin standen und merkten, wie die „Wiese“ bei jedem Schritt Wellen schlug. Wir wagten uns während der Arbeit also nur mit vorsichtigen Schritten voran und ich kam mir zum Teil vor wie in einer Chi Gong Übung, so vorsichtig setze man einen Fuß vor den anderen, wenn man sich eigentlich IM Graben befand und unter der nachgebenden Schicht aus wabbelndem Gras, durch das bei jedem Schritt Wasser bis zu den Schienbeinen hervorsprudelte, ungewisse Tiefen warteten…dam dam daaam. Nichtsdestotrotz hatten wir, nachdem wir uns langsam angetastet hatten, den Dreh raus und während Üwi vor Tommi und dem Brielmaier herlief, um ihnen im unübersichtlichen Schilfmikado den Weg neben dem Graben zu markieren war ein zweites Team mit Freischneidern unterwegs und mähte das Schilf, dass in der Grabenmitte wuchs, wo der Brielmaier höchstwahrscheinlich versunken wäre. Wo es sich vermeiden ließ haben wir es nicht ausprobiert, allerdings war der eigentliche Plan das gemähte Schilf gleich noch mit einem zweiten Brielmaier zu schwaden (zu langen Reihen aufrechen), der erst letztes Jahr von einer der anderen Integrierten Stationen gekauft worden war. Unsere bereits zu Beginn vorhandenen Zweifel an der Effizienz eines Gerätes mit so schmalen Walzen wie dieser Brielmaier sie hatte erwiesen sich jedoch schnell als berechtigt, da wir damit nicht einmal bis in das Gebiet hineinkamen eher er im Matsch stecken blieb und wir ihn befreien mussten. Nach den ersten beiden Mäh-Tagen bekamen wir sogar Unterstützung von den FÖJlern der Stiftung Naturschutz, Jule und Ronja, von denen ihr bereits im August und Januar Blogeintrag gehört habt. Während wir die letzten Abschnitte der Gräben von Schilf befreiten begannen sie bereits damit das gemähte Schilf mit Forken in die Gräben zu werfen, um sie schneller verlanden zu lassen und das Terrain begehbarer für die Galloways zu machen. Außerdem sammelten die beiden einiges an Müll ein (unter anderem ein sehr schickes von Wurzeln durchbohrtes Schlauchboot) und entfernten Stacheldraht von alten Zaunpfählen. In der darauffolgenden Woche wurde schließlich alles, was an gemähtem Schilf noch übrig war vollends in die Gräben geforkt und damit die Arbeit in Reesholm beendet.
Am Ende des Monats besuchten außerdem Birte (mal wieder ;) und Ole die Birk. Ole war im letzten Jahrgang FÖJler bei der Stiftung Naturschutz und verbrachte sein Ökiglück (das ist ein Deutschlandweiter Freiwilligenaustausch im Rahmen des FÖJ) hier auf der Birk, bei damals noch Helena, Delphine und Finja. Die beiden halfen in Reesholm tatkräftig mit und waren auch bei den nächsten Mäharbeiten in Langballig, etwa eine halbe Stunde Autofahrt von der Station, mit von der Partie. Das gemähte Schilf packten wir später mit Forken auf unseren geliebten Kettendumper, mit dem wir schon im letzten Jahr im Os bei Süderbrarup Schilf abgetragen hatten, und luden alles auf einem großen Haufen ab. Ole blieb noch etwas länger, sodass er in der darauffolgenden Woche noch mit ins Os kommen konnte wo wir einen steilen Hang von Weiden und Dornengestrüppen befreiten. Bei all dem Herumgekraxel kam man sich geradezu vor wie eine Bergziege, die immer wieder schöne Aussicht von der großen Eiche ganz oben am Hang, in der wir es uns zum Mittagessen gemütlich machten während Steffi im PickUp schlummerte war aber Ausgleich genug.
Ein letztes großes Event diesen Monat war die alljährliche Birk Strandreinigungsaktion, die zwar bei miesem Regenwetter stattfand, zu der aber trotzdem fast 50 Menschen erschienen. Damit hatten wir nicht gerechnet und waren natürlich umso erfreuter über all die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die mit großer Motivation zur Tat schritten. Auch Ida, Julian, Kevin und Alina aus unserer Seminargruppe waren mit von der Partie. Einziges Manko war die Tatsache, dass der Regen die dicken Papiersäcke, die dieses Jahr als Ersatz für die sonst verwendeten Plastiksäcke getestet wurden, regelrecht auflöste und man irgendwann kaum mehr die Hand nach etwas ausstrecken konnte, ohne das der Sack, den man damit zusammengehalten hatte auseinanderfiel. Tja, etwas dumm gelaufen, die Idee war eigentlich gut. Trotz dieser Komplikationen schafften wir es aber eine ganze Anhängerladung an Müll zusammenzutragen und da der Wind genau zur richtigen Zeit das Wasser so weit von der Westseite der Birk fortgetrieben hatte, dass ein großer sonst unter Wasser stehender Teil mit trockenen Füßen begehbar war, befanden sich darunter besonders viele Flaschen, die man bei normalem Wasserstand bisher nicht einsammeln konnte. Neben all den teilweise etwas speziellen Müllfunden (ein Schuh, ein ganzes Fischernetz, dass wir erst zu dritt aus dem nassen Sand zerren konnten, eine Seifenschale…) gab es jedoch auch andere interessante Dinge zu entdecken. Neben einem kleinen Klümpchen Bernstein fand ich gleich zwei Seeigelversteinerungen und Ida zog einen ganzen Bilderrahmen aus Holz aus dem Sand. Welches Schiff da wohl gesunken ist… Ein kleines Highlight war außerdem die Flaschenpost, die bei der Aktion zutage gefördert wurde und die uns einen „Bieraten“-Schatz ganz bei uns in der Nähe verspricht. Na mal sehen was wir da finden ;)
Das war es mit unseren Februar Abenteuern. Gerade stürmt es draußen ziemlich und es ist teilweise Windstärke 12 angesagt, aber heute ist der erste wirklich milde Tag seit langem, also ist das mit dem Frühling vielleicht doch nichtmehr so weit her. Ich hoffe euch fallen keine Dachziegel auf den Kopf und wir lesen uns nächsten Monat wieder, bis dann!